
Jetzt sind wir also in Belize und unser erstes Ziel lautet Orange Walk Town, die Hauptstadt des gleichnamigen Distrikts, gelegen am New River, dem längsten Fluss des Landes. Der Bus bringt uns von der Grenze direkt dorthin, durch weite Graslandschaften und Zuckerrohrfelder. Zuckerrohr ist, neben dem Tourismus, die Haupteinnahmequelle im Norden des Landes.
Da in Belize Englisch Amtssprache ist, verstehen wir nun etwas mehr von dem, was die Leute im Bus so reden, allerdings sprechen einige auch ziemlich starken karibischen Dialekt. Was uns zudem auffällt sind die schönen, bunt gestrichenen Holzhäuschen auf Stelzen (Später erzählt mir mal jemand, hauptsächlich würden die Häuser wegen der Mosquitos auf Stelzen erbaut, da diese nicht so hoch fliegen würden…). Alles in allem wirken die kleinen Ortschaften deutlich gepflegter als in Mexiko und es liegt auch weniger Müll auf der Straße.
In Orange Walk Town angekommen, kommen wir in der „Casa Ricky’s“ unter, eins der wenigen Hostels der Stadt, aber ein schöner Ort mit tollem Garten, inklusive kleiner Teiche, bewohnt von Schildkröten. Der Inhaber „Ricky“ ist ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Belizer mit indischen Wurzeln, für das Land auf Grund der britischen Kolonialvergangenheit nicht untypisch (Die Supermärkte z.B. befinden größtenteils in der Hand von chinesischen Einwanderern.).



Er erzählt uns was man in Orange Walk so alles machen kann und wir buchen bei ihm für den nächsten Morgen eine Tour zu den Mayaruinen von Lamanai, mit 50€ (1 Belize Dollar entspricht etwa 50 Cent.) pro Nase kein günstiges Vergnügen, aber das Belize und die Unternehmungen dort teuer werden würden, war uns klar und es hat sich jedes Mal mehr als gelohnt! Am Abend essen wir, noch etwas schockiert von den Supermarktpreisen, Makkaroni und Käse aus der Fertigpackung und gehen früh ins Bett, denn unser Tourguide Mario wird uns bereits morgens um 7:30 Uhr einsammeln.

Halbwegs ausgeschlafen und durch einen von Ricky’s, rückblickend und im Vergleich muss ich sagen exzellenten Kaffees, machen wir uns mit unserem Guide Mario auf den Weg. Zunächst geht es zu einer kleinen Anlegestelle außerhalb der Stadt, denn die Ruinen sind am einfachsten per Boot erreichbar. Zum Glück, denke ich, haben wir unsere Regenjacken eingepackt, denn es ist immer noch Regenzeit und ein erster Schauer geht auf uns herab. Am Steg sammeln wir noch ein anderes Paar, Urlauber aus Seattle, ein und los geht die Fahrt.

Das Boot ist eine Art Speedboot, doch besonders zu Beginn geht es langsam durch ziemlich dichten Dschungel, welcher sich später immer mehr lichtet und in feuchten Sumpf übergeht. Mario steuert immer wieder spezielle Pflanzen an und erklärt uns ihre Funktion und Nutzung (Palmen für den Hausbau, Palmen für das Dach, etc.) und zeigt uns etliche schöne Blumen und Tiere, insbesondere Wasservögel. Manatis, welche auch in dem Fluss leben, bekommen wir zwar nicht zu sehen, aber Mario ist sich anhand der Bläschen im Fluss sicher, dass an einigen Stellen welche schwimmen.


Wir kommen auch an einigen Mennonitensiedlungen vorbei, eine religiöse Gruppe, welche sich in Lateinamerika besonders in Belize angesiedelt hat (Auch in Bacalar hatten wir schon einige Gemüsehändler gesehen.) und in dem kleinen Land für fast 70% der landwirtschaftlichen Produktion verantwortlich ist. Die Belizer schätzen zwar ihre Produkte (Besonders das Fleisch ist von hoher Qualität.), Alkoholmissbrauch, Doppelmoral (Viele Mennoniten besitzen Handys und Fernseher, obwohl dies streng verboten ist.) und die Abgeschiedenheit vom Rest der Gesellschaft, sorgen jedoch dafür, dass die Mennoniten bei der restlichen Bevölkerung nicht sonderlich beliebt sind.
Nach etwas mehr als einer Stunde weitet sich der New River zu einem breiten, länglichen See und wir kommen am von dichtem Dschungel bewachsenen Ostufer an. Da wir auf Grund der frühen Abfahrt kein großes Frühstück eingenommen haben, sind wir froh das auch die Amerikaner hungrig sind und so nehmen wir am Eingang zur Mayastätte unter der Beobachtung einiger Brüllaffen unser Mittagessen (In Belize eigentlich standardmäßig in den Touren enthalten.) ein. Es gibt das (von unserem Guide und seiner Tochter selbst gekochte) Nationalgericht, Reis und Bohnen mit geschmortem Hühnchen, dazu einen scharfen Salat und es schmeckt hervorragend!




Nachdem wir gegessen und freudig die Affen fotografiert haben, betreten wir die Anlage und befinden uns sofort im dichtesten Dschungel. Riesige Palmen und andere Bäume säumen den schmalen Pfad und in den Wipfeln sehen wir Tukane. Die Geräuschkulisse ist genauso wie man sie sich im Urwald vorstellt und wir sind einigermaßen überwältigt von der Schönheit dieses Ortes, zumal wir fünf die einzigen Besucher an diesem Tag zu sein scheinen.


Die Ruinen selbst sind nicht minder beeindruckend und Mario erzählt uns viele interessante Dinge. Eigentlich müssten wir uns diesen Ort ohne den Wald vorstellen, denn die Maya hatten damals allen Wald gerodet, was zu einigen Umweltproblemen (Verdunstung, sinkender Grundwasserspiegel, Dürren) für die Bevölkerung führte. Viele Siedlungen und Städte mussten auf Grund der Folgen sogar aufgegeben werden. Man kann nur erahnen wie das Leben an diesem Ort damals ausgesehen haben muss, aber war es zu Beginn noch angenehm kühl, wird uns jetzt in der Mittagshitze ziemlich warm und ohne Mückenspray hätten wir es wohl keine zehn Minuten an diesem Ort ausgehalten.
Besonders beeindruckend finden wir den Maskentempel mit seinen zwei großen Steingesichtern am Fuß des Tempels. Die Zähne der Figuren sind an den Kanten rundgeschliffen, was auf eine herrschaftliche Herkunft deuten lässt. Macht Sinn, sonst wären sie nicht auf einem riesigen Tempel verewigt. Einige der Pyramiden dürfen wir sogar besteigen und den Urwald von oben bestaunen, eine schöne Aussicht!



Nach etwa drei Stunden Besichtigung und der Begegnung mit einem Nasenbären, machen wir uns wieder auf den Weg zur Anlegestelle und fahren zurück Richtung Orange Walk Town, in der Ferne droht schon wieder ein Regenguss, aber wir bleiben trocken. Den Rest des Tages entspannen wir und lassen die Eindrücke auf uns wirken, abends gibt es frittiertes Hühnchen beim Chinesen, nicht schlecht!



Auch die restlichen Tage lassen wir es langsam angehen und Planen unsere nächsten Schritte, es soll auf die Karibikinsel Caye Caulker gehen. Misstrauisch beäuge ich fast stündlich die Wetterapp, denn es ist Hurrikansaison und das Meer ist sehr warm… Wäre doof auf einer Insel festzusitzen, wenn ein Hurrikan im Anmarsch ist.
Ein Highlight aus Orange Walk Town gibt es aber noch: Krokodile! Wir hatten in einem Blog gelesen, dass man am Flussufer in der Stadt Krokodile beobachten könne und fragen Ricky nach der geeigneten Stelle. An einem Abend kurz vor Sonnenuntergang setzen wir uns ans Ufer und warten geduldig (Zwei Kanadier aus unserem Hostel haben keine Geduld und gehen nach zehn Minuten wieder.). Nach einer dreiviertel Stunde, wir sind uns sicher, dass auch ein paar Manatis (Blubberbläschen!) vorbeigetrieben sind, sehen wir tatsächlich ein ca. zwei Meter langes Krokodil, welches vom anderen Flussufer zu uns herüberschwimmt! Aufgeregt machen wir Fotos und Videos und freuen uns wie kleine Kinder. Dem Krokodil ist die Euphorie wohl nicht geheuer, es verzieht sich jedenfalls wieder ans andere Flussufer und verschwindet im Dickicht.

Nach drei Tagen in Orange Walk Town machen wir uns morgens auf den Weg nach Belize City, der größten (63000 Einwohner) Stadt des Landes um von Dort die Fähre nach Caye Caulker zu nehmen. Ricky hatte uns genau erklärt welche Straße wir vom Busbahnhof zum Fähranleger nehmen sollten, denn Belize Stadt ist wohl nicht ganz ungefährlich. Die Busfahrt ist deutlich rasanter als alles was wir bisher in Mexiko erlebt haben und deutlich unkomfortabler (Chickenbus, meistens handelt es sich hierbei um ausrangierte amerikanische Schulbusse.), aber immerhin geht es voran! Leider sind auch hier die Leute wenig umweltbewusst und schmeißen ihren Plastikmüll schamlos aus dem Busfenster. „War doch an einer Kreuzung!“ entgegnet die Frau, die ihren Müll rausgeworfen hatte, nachdem immerhin ein anderer Fahrgast protestiert hatte. Wir verstehen die Aussage nicht und verbuchen sie mal unter „Andere Länder, andere Sitten“…

In Belize Stadt angekommen marschieren wir schnurstracks und ohne Probleme zur Fähre. Um das Ticket zu für die Fähre zu buchen, benötigen wir unsere Reisepässe und kurz bricht bei mir der Schweiß aus, weil ich meinen nicht finden kann. Hatte ihn in eine andere Tasche gepackt und es natürlich vergessen, alles halb so wild. Nachdem die Fahrkarten gebucht sind und wir unsere Rucksäcke aufgegeben haben, besteigen wir den Inselexpress, wiederum ein Schnellboot und warten gespannt darauf, dass es ablegt.


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