Caye Caulker - Go slow!

Veröffentlicht am 24. Februar 2023 um 21:53

Die rasante Fahrt dauert ca. 45 Minuten und ist ziemlich ruppig. Durch die hohe Geschwindigkeit hebt sich der Bug weit aus dem Wasser und schlägt hart auf die Wellen auf. Ein Zwischenstopp an einer kleineren Insel lässt die touristischen Ambitionen für die Zukunft erahnen, ein Luxusresort mit Anlegestelle für größere Schiffe ist im Bau, aber noch lange nicht fertig.

Der Ort wirkt etwas gespenstisch, denn bis auf einige Palmen ist keinerlei Vegetation auf der Insel verblieben, auf den ersten Blick kein Ort an dem man Ferien machen möchte, zumal sich das Riff weiter draußen befindet.

Auf Caye Caulker angekommen bemerken wir sofort den karibischen Vibe der Insel. Nach der üblichen Prozedur am Steg („Do you smoke? Wanna buy some weed?!“, „No, thank you.“, „Need a Taxi?“, „No, thank you.“) machen wir uns auf den kurzen Weg vom Steg zu unserer Unterkunft, es dauert keine zehn Minuten. Überall sehen wir Rastas, Garifuna und auch viele ziemlich abgewrackt aussehende Backpacker, Caye Caulker ist eben eine Aussteigerinsel, es gibt wohl sogar einen Teil im Dorf wo lediglich gestrandete Touristen leben…

 

Nach einem ersten Erkundungsspaziergang zum „Split“, welcher Caye Caulker seit 1961 in zwei Inseln teilt (Hurrikan Hattie), stellen wir fest, dass es, jedenfalls auf der Südinsel, quasi keinen Strand gibt (schade), können aber einen ziemlich beeindruckenden Sonnenuntergang beobachten. Abends sind wir etwas erschrocken, denn die Preise haben auf Grund der Insellage noch einmal deutlich angezogen und wir beschließen in einem „günstigen“ asiatischen Restaurant essen zu gehen. Die nächsten Tage werden dieses und das gegenüberliegende Restaurant (beide asiatisch, „Panda“ & „Auntie‘s“) unsere Anlaufstellen fürs Abendessen. Die asiatischstämmigen Inhaber sind echte Lokals, geboren und aufgewachsen auf der Insel und ihr Essen ist äußerst beliebt bei den Einheimischen.

 

Am nächsten Tag schaffen wir es lediglich am Morgen die Touranbieter für die Schnorcheltouren am Belize Barrier Reef abzuklappern. Uns ist wichtig, dass die Fische nicht angefüttert werden, was leider bei den meisten Touranbietern Standard ist und dass die Tiere nicht großartig gestört oder sogar angefasst werden. Es verbleiben zwei Touranbieter, von denen der eine versucht uns mit Rumpunsch und einer kleinen Gruppe an Bord zu locken. Etwas abgeschreckt entscheiden wir uns für den anderen Anbieter, der auch sonst einen deutlich sympathischeren und professionelleren Eindruck macht. Im Nachhinein stellt sich heraus, dass wir alles richtig gemacht haben. Während unserer Tour sehen wir das völlig überfüllte Boot der anderen und laute Musik schallt herüber.

 

Zu mehr als die Tour für den nächsten Tag zu buchen (90USD pro Nase (!), wobei es bei jeden Anbieter exakt dasselbe kostet, es hat sich eine Art Kartell gebildet :-D) sind wir dann nicht mehr in der Lage, die Sonne ist so intensiv, dass wir bereits am frühen Mittag schlapp sind und uns in die Hängematten an unserem „Hostelstrand“, welcher eher ein Sandabschnitt zwischen zwei Anlegestellen ist, verkrümeln und so den Rest des Tages vertrödeln. Grund für die extreme Sonne und Hitze ist, dass von Südosten ein Hurrikan (Ian, welcher später auf Westflorida treffen sollte) heranzieht und so ist es windstill und extrem heiß.

Am nächsten Morgen soll es um 8 Uhr losgehen und deutsch wie wir sind, sind wir pünktlich um 7:50 zur Stelle, ebenso ein weiteres deutsches Paar, welches uns auf die Tour begleiten wird. Eine schöne kleine Gruppe, mit Guide nur fünf Leute! Los geht es dann natürlich etwas später, schließlich lautet das Motto auf der Insel „Go slow“ (Auf einem Schild entdecken wir den Spruch: „Go Slow, we don’t have a hospital, but two cemeteries“, haha), richtig daran gewöhnt habe ich mich aber noch nicht. Unser Guide ist ein freundlicher Garifuna aus Orange Walk Town, welcher seit einigen Jahren auf der Insel lebt und die Schnorcheltouren durchführt. Gleich zu Beginn erklärt er uns die Spots zu denen wir fahren und an denen wir schnorcheln werden und macht uns Hoffnung Seekühe zu sehen.

 

Wir sind keine 15 Minuten Richtung Nordosten gefahren und schon stoppt unser Guide das Boot, denn vor uns im flachen Wasser treiben seelenruhig drei große Manatis. Wir ziehen flott unsere Flossen, Taucherbrille und Schnorchel an, machen die Kameras bereit und springen ins Wasser. Unsere Anwesenheit scheint die mächtigen Tiere überhaupt nicht zu stören, sie treiben weiter vor sich hin, pupsen ab und zu (damit Steuern sie u.a. ihre Höhe im Wasser) und lassen uns gewähren.

 

Nach ca. 10 Minuten im Wasser geht es weiter hinaus Richtung Riff und nach einem weiteren Zwischenstopp an einem Schiffswrack, wo wir viele schöne Fische sehen, erreichen wir eine Stelle an der wir mit Ammenhaien schwimmen können. Mit einem etwas mulmigen Gefühl steigen wir hastig ins Wasser, denn: Die Ammenhaie kommen lediglich zu unserem Boot, weil sie denken es gibt, wie von den anderen Touren, Futter. Deshalb müssen wir schnell ins Wasser bevor sie merken, dass es bei uns nichts zu holen gibt. Es ist ein beeindruckendes Schauspiel, hunderte von ziemlich großen Ammenhaien (Sie sind nur so groß, weil sie von den meisten Touren angefüttert werden.) schwimmen lediglich einige Zentimeter entfernt an uns vorbei. Interessant zu beobachten sind auch die gemeinen Schiffshalter, Fische die mit den Haien eine Symbiose eingehen, sich per Vakuum an den Haien festsaugen und von deren Essensresten leben. Mittlerweile sind auch ein paar andere Boote angekommen und die Haie verweilen einige Zeit.

 

Waren wir bisher im „ganz normalen“ Meer unterwegs, so erreichen wir nun unser eigentliches Ziel: Das Hol Chan Marine Reserve am Riff. Auf einer schwimmenden Insel bezahlt unser Guide den Eintritt für den Nationalpark und wir erhalten sogar ein Armbändchen. An einer Boje festgemacht, begleitet uns nun auch unser Guide ins Wasser und zeigt uns das wunderschöne Riff. Wir sehen und schwimmen mit einer grünen Seeschildkröte und sehen sogar einen gefleckten Adlerrochen, wahnsinnig beeindruckend.

 

Das Riff selber ist nicht minder beeindruckend und obwohl man leider auch viele abgestorbene Korallen sieht, macht das Riff alles in allem doch einen gesunden Eindruck (Später in Honduras erfahren wir, dass sich das Riff seit 2018, dem schlimmsten Jahr, wieder etwas erholt hat.) und viele Fischschulen mit Jungfischen sind zu sehen. Froh und mittlerweile leicht angekokelt von der Sonne, verlassen wir nach etwa einer Stunde den Nationalpark und nehmen unseren wohlverdienten Lunch ein. Es gibt Hühnchen mit Reis und Bohnen, das Standardgericht in Belize, schmeckt aber nicht schlecht. Außerdem bekommen wir frische Wassermelone, lecker! Unser letzter Stopp befindet sich ebenfalls am Riff und wir können auf eigene Faust für ca. 45 Minuten die Korallenwelt erkunden. Das Wasser ist maximal 2 Meter tief und man sieht die Wellen brechen wo das Wasser tiefer wird. Wiederrum sehen wir einen riesigen gefleckten Adlerrochen und wunderschöne Korallen, merken aber auch langsam die Sonne und die Erschöpfung vom Schnorcheln.

 

Als wir nach Caye Caulker zurückkehren ist es mittlerweile früher Nachmittag und Merle hat sich trotz rifffreundlicher Sonnenmilch den Sonnenbrand ihres Lebens zugezogen. Dieser wird sie noch einige Tage begleiten und wir müssen abends im Supermarkt Aloe Vera Gel besorgen. Dennoch war es ein unfassbar schöner Tag und wir fallen glücklich und zufrieden ins Bett.

Die nächsten Tage (Insgesamt bleiben wir eine Woche auf der Insel) verlaufen eher ereignislos. Da wir nicht ganz sicher sind welche Route der Hurrikan nehmen wird (schlussendlich zieht er vorbei) bleiben wir einfach an Ort und Stelle und entspannen die meiste Zeit in der Hängematte. Einen Nachmittag gehen wir zur Westseite der Insel, dort werden an einem kleinen Strandabschnitt täglich um 16 Uhr die Stachelrochen gefüttert. Wir sind einerseits nicht sehr begeistert davon, andererseits ist es ein ziemliches Schauspiel, denn die Rochen haben sich selbstverständlich an die regelmäßige Fütterung gewöhnt und kommen zahlreich! Beäugt wird das Ganze von zwei Pelikanen, welche ebenfalls auf den ein oder anderen Fisch spekulieren. Nach fünf bis zehn Minuten haben wir aber genug von dem Schauspiel und als immer mehr Touristen eintreffen, gehen wir wieder nach Hause.

 

Am letzten morgen auf der Insel, kurz vor unserer Abreise Richtung Hopkins im Süden von Belize probieren wir noch im örtlichen Frühstücksrestaurant Fry Jacks, das traditionelle Frühstück in Belize. Fry Jacks sind Teigfladen welche in heißem Fett frittiert werden, wodurch sie aufgehen und eine Art Tasche bilden. Diese Tasche wird dann mit allem Möglichen gefüllt, zum Beispiel: Bohnen, Käse, Bacon, Ei, Tomate, etc. Ziemlich köstlich und eine definitive Empfehlung falls man in Belize ist. Außerdem waren sie, je nach Füllung, verhältnismäßig erschwinglich. (Foto gibts nicht. War zu schnell aufgegessen :-P)

Die Fahrt zurück ans Festland dauert gefühlt deutlich kürzer als die Hinfahrt, wir sparen uns ein Taxi zum Busbahnhof, denn wir wollen noch Bargeld holen und gehen zur Bank. Dort will mir der Automat erst kein Geld ausspucken, nach einigen Versuchen klappt es aber doch. Interessant: Auch für die gescheiterten Abhebungen wurde mir der komplette Betrag vom Konto abgebucht, einige Tage später aber wieder zurückgebucht. Das ist mir aber zum Glück erst ein paar Wochen später in Guatemala aufgefallen, sonst hätte ich vermutlich sofort Panik bekommen. Am Busbahnhof angekommen besteigen wir den Bus Richtung Süden und machen uns auf den Weg Richtung Hopkins.

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Kommentare

Heidi Scholzen
Vor 2 Jahr

Schöne Landschaft, appetitliches Essen, tolle Erlebnisse (inkl. Sonnenbrand 😳)!
Macht‘s weiterhin gut und haltet uns spießige Daheimgebliebene auf dem Laufenden! 😉

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