
Im Bus kaufe ich bei einer der vielen Essensverkäuferinnen ein leckeres Kokosküchlein (köstlich) und bemerke beim Essen, dass ich meine Dose mit Nudeln im Kühlschrank in Hopkins stehengelassen habe… Irgendwelche Sachen verliert man wohl immer, aber ärgerlich ist es trotzdem. Spoiler: Es wird auch nicht der letzte Verlust auf unserer Reise gewesen sein.
Der Busfahrer gibt richtig Gas und heizt mit dem rostigen alten Schulbus nur so um die Kurven. An Merles und Edgars (der freundliche Niederländer) Gesicht sehe ich, dass nicht nur mir das Tempo etwas zu schnell ist und eigentlich bin ich ein Freund rasanter Fahrten. Nach etwa 90 Minuten halsbrecherischer Fahrt durchs kurvige und hügelige Inland haben wir Belmopan erreicht und steigen um. Am Busbahnhof essen wir noch ein paar köstliche warme Meatpies und schon fährt der nächste Bus Richtung San Ignacio. Die Fahrt dauert weniger als eine Stunde und verläuft in einem komfortablen Reisebus sehr gemütlich. In San Ignacio angekommen trennen sich unsere Wege vorläufig, denn Edgar hat ein anderes Hostel gebucht als wir. Wir gehen zu Unserem und beziehen unser Dormzimmer.
Die Tage in San Ignacio verlaufen weitgehend entspannt und eher ereignislos. Das Hostel ist sehr schön und hat einen riesigen Balkon auf dem man wunderbar entspannen kann. Außerdem befindet sich im Erdgeschoss des Hostels eine Bar in der wir an einem Abend auf einige Bierchen versacken.



San Ignacio selber ist eine recht unspektakuläre Stadt, im Umland gibt es jedoch einige Maya Stätten, viele Höhlen und natürlich einige Nationalparks zu erkunden. Wir entscheiden uns eine Tour (In Belize alles mit Tour!) zur ATM (Actun Tunichil Muknal) Höhle zu machen. Eine schöne Wanderung inklusive Kletterpartie durch die Höhle mit Besichtigung einer Maya Stätte im Inneren für lediglich 100 Dollar pro Person, fast geschenkt! :-P
Im Hostel gab es lange Unterhaltungen und Abwägungen ob sich das lohnen würde, doch jeder der von der Tour zurückkehrte sagte dasselbe: Definitiv machen, auch wenn es teuer ist!
Also fahren wir an einem Morgen mit unserem Guide und seinem Fahrer etwa 90 Minuten in die Berge zur Höhle. Da sich anscheinend niemand sonst angemeldet hat, haben wir sogar eine private Tour.
Der Guide ist ein Maya und zu Beginn etwas schweigsam und undurchsichtig, später aber taut er auf und stellt sich als sehr freundlich heraus. Wir kommen an einem Parkplatz in der Nähe eines Flusses an, welcher aus der Höhle entspringt und bekommen unsere Ausrüstung: Helm mit Stirnlampe. Man hätte wohl auch noch eine Schwimmweste bekommen können, aber wir versichern unserem Führer, dass wir schwimmen können. Wir ziehen auch unsere Wasserschuhe an, denn nass werden wir definitiv. Der Weg zum Eingang der Höhle dauert etwa 45 Minuten und dreimal müssen wir den Fluss durchqueren und gelangen dann zum riesigen Höhleneingang. Wir steigen ins tiefe Wasser und betreten die Höhle schwimmend. Der gesamte Weg ist ein Mix aus schwimmen, klettern und waten im knietiefen bis hüfthohen Wasser. Unterwegs erklärt uns unser Guide wie die Höhle geologisch entstanden ist. Immer wieder wechseln sich enge Stellen und größeren Hallen mit Stalagmiten und Stalaktiten ab und es ist bis auf die Lichtkegel unserer Stirnlampen stockfinster. Tiefer in der Höhle steigen wir aus dem Fluss und klettern aufwärts. Unser Guide erzählt uns wie die Maya die Höhle entdeckt haben und ähnlich wie wir nur mit brennenden Fackeln die Höhle betraten. Nach insgesamt etwa einer Stunde haben wir die Mayastätte erreicht und die Höhle weitet sich noch einmal deutlich zu einer großen Halle. Ab hier müssen wir die Schuhe ausziehen, denn einige Touristen hatten hier vor einigen Jahren Artefakte zerstört. Eine Kamera haben wir auch nicht dabei, da 2012 ein Tourist seine Kamera auf einen über 1000 Jahre alten menschlichen Schädel fallen ließ und ihn beschädigte und Kameras seither verboten sind.
Bei Youtube gibt es allerdings ein Video, in dem man einen kleinen Einblick in die Höhle bekommt: https://www.youtube.com/watch?v=Sx8qvjuWfKA
Wir sind nicht die einzige Gruppe und die Halle ist etwas heller erleuchtet. Überall liegen tönerne Schalen und Töpfe herum und man kann menschliche Knochen entdecken. Der Guide erklärt uns den Glauben der Maya und deren Ansichten über die körperliche und spirituelle Welt und wie hier die heiligen Rituale abgehalten wurden. Genau wiedergeben kann ich die Erklärungen nicht mehr, aber die dunkle Höhle galt bei den Maya als eine Art Eingang/Übergang zur Unterwelt und somit als Ort an dem man in Kontakt mit den Ahnen treten konnte. Die vielen zerschlagenen Teller und Gefäße erklären sich dadurch, dass die Maya auch solchen Artefakten eine Seele beimaßen. Nachdem ein Ritual beendet war, hatten die Gefäße welche die Opfergaben (Mais, Gemüse oder Früchte) oder auch menschliches Blut (welches im Feuer verbrannt wurde) enthielten und extra zu diesem Anlass angefertigt wurden, ihren Zweck erfüllt und auch ihre Seele konnte in die Unterwelt entlassen werden. Also wurden sie zerstört um die Seele zu entlassen. Die Erklärungen des Guides sind eindrücklich und ernsthaft, sodass ich wirklich beeindruckt und angefasst bin. Das Highlight der Höhle, zwei vollständig erhaltene kleine Kinderskelette in einer kleinen Nische, sind nicht minder beeindruckend, doch bei mir hallen noch die Worte des Guides nach. Fast fühlt es sich so an, als befinde man sich auf einem fremden Planeten.
Nachdem wir die Skelette gesehen haben kehren wir zu unseren Schuhen zurück und verlassen die Höhle auf dem gleichen Weg wie wir hineingekommen sind. Zurück am Parkplatz gibt es das übliche in den Touren enthaltende Mittagessen, es gibt wie immer Hühnchen mit Reis und Bohnen. Auf der Rückfahrt werden wir von der Polizei angehalten und es stellt sich heraus, dass die Plakette unseres Fahrzeugs abgelaufen ist. Ist aber kein größeres Problem, der Polizist schreibt ein Ticket und wir dürfen weiterfahren. Im Hostel angekommen bekommen wir die übliche Frage gestellt: „Hat es sich gelohnt für das viele Geld?“ Ja hat sich definitiv gelohnt und das Erlebnis wird noch einige Tage in unseren Köpfen nachhallen.
Nach drei oder vier Tagen treffen wir uns wieder mit Edgar und einer Französin (Mariam) aus unserem Hostel, welche Edgar auch schon zufällig auf dem Markt in der Stadt kennengelernt hatte, die Hostelwelt ist klein!
Unser nächstes Ziel ist Flores in Guatemala und die Mayaruinen von Tikal! Obwohl wir uns in Belize sehr wohl gefühlt haben, sind wir doch froh das verhältnismäßig teure Land nun zu verlassen und ins hoffentlich günstigere (naja, sagt das Zukunfts-Ich) Guatemala weiterzuziehen.
Der Weg zur Grenze ist kurz und so teilen wir uns ein Taxi, tauschen an der Grenze unsere Belize-Dollar in Quetzales um (Komischerweise tausche ich das Geld nach dem guatemaltekischen Grenzhäuschen bei dem gleichen Herrn, bei dem mir auf der belizischen Seite der Kurs noch nicht gut genug war. Auch an späteren Grenzen werden wir verwundert feststellen, dass die Geldwechsler scheinbar problemlos zwischen den Grenzen hin und her laufen dürfen…), überqueren ein schönes Grenzflüsschen und schwupp, sind wir in Guatemala.

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